Mitte November findet nach mehr als14 Jahren wieder ein Kongress statt, in dem über etliche Themen rund um den FC St. Pauli diskutiert, gestritten und ggf. abgestimmt werden wird. Aber genau, da war doch mal was, nämlich der erste Kongress dieser Art im Juli 2009. Was hat denn damals zu dieser komplett neuartigen Veranstaltung geführt und was passierte genau an diesem Wochenende während der Sommerpause? Ein Rückblick von Sven Brux.
Nun, im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends geschah beim FC St. Pauli etwas, was nicht wenige nicht mehr zu hoffen wagten: Das Stadion wurde trotz fortwährender Geldknappheit umgebaut bzw. startete diesen Umbau. Die neue Südtribüne wurde 2008 eingeweiht, der Neubau der Haupttribüne stand unmittelbar bevor. Schon zu Beginn der Umbauten wurde klar, dass das Stadion später rund 50 Prozent mehr Zuschauer*innen würde fassen können und erste Bedenken und Befürchtungen kamen auf Fanseite auf: Was werden das für „neue“ Leute sein, die das Stadion besuchen? Droht uns ein Ausverkauf unserer Werte? Was sind überhaupt unsere Werte? Hinzu kam ein amtierender Präsident, der zwar den Neubau erst ermöglichte, was ihm bis heute hoch anzurechnen ist, der aber auch für seine nicht gerade teamworkorientierte Vorgehensweise bekannt war. Wie also können sich Fans und Mitglieder in Entscheidungen einbringen, bevor sie getroffen werden und später nur schwer rückgängig zu machen sind?
Irgendwann und irgendwo (ich würde fast schätzen: nachts am Jolly-Tresen) kam dann die Idee auf, einen „Kongress“ zu all diesen Themen zu organisieren, mit einer möglichst breit aufgestellten Teilnehmer*innen-Schar von inner- und außerhalb des Clubs. Ein vorbereitendes Gremium aus den „üblichen Verdächtigen“ war schnell gegründet und traf sich fortan, um der Idee das notwendige Gerüst zu geben und alle erforderlichen organisatorischen Schritte einzuleiten.
Es wurde sich auf folgende durchzuführende Arbeitsgruppen geeinigt:
Die konkreten Ergebnisse der AGs sind online zu finden, deshalb gehe ich hier nicht näher inhaltlich darauf ein. Aber die Lektüre führte mir heute vor Augen, dass damals Dinge im Argen lagen, die heute längst geklärt und umgesetzt sind. Die AG-Ergebnisse wurden damals nochmals gekürzt und in sog. „Leitlinien“ gegossen, die im November 2009 auf einer Mitgliederversammlung, dem höchsten Vereinsorgan, offiziell durch Beschluss abgesegnet wurden. Warum also jetzt ein neuer Kongress?
Seit dem letzten Kongress sind 14 Jahre vergangen. Dies bedeutet, zumindest nach meiner Lesart, dass mindestens drei neue Fangenerationen ihre „Karriere“ im Stadion begonnen haben. Das Stadion ist seit acht Jahren fertig umgebaut und erfreulicherweise so gut wie ständig ausverkauft, unabhängig vom sportlichen Erfolg. Somit haben wir alle unsere Erfahrungen mit der neuen Situation gemacht und sehen evtl. Schwierigkeiten und Herausforderungen, die 2009 noch nicht präsent waren. Doch auch sonst hat sich die Welt dahingehend weitergedreht, so dass Themen aufgepoppt sind, an die damals noch niemand dachte. Die aber heute angegangen werden müssen, um sie kurz-, mittel- oder langfristig zu lösen oder eine solche Lösung/Kompromiss zumindest auf den Weg zu bringen, schließlich haben wir uns 2035 als Ziel gewählt: Digitalisierung, demographischer Wandel, Awareness, neue Erscheinungsformen der Fankultur vs. „das war schon immer so“, gesteigerte Gewaltaffinität in Teilen der Fanszene, neue Vermarktungsformen, riesiger Aufschwung der sporttreibenden Abteilungen sind nur einige Punkte, die mir einfallen.
Die vorbereitenden Treffen der Orga-Gruppe aus Vereinsoffiziellen bestätigten diese Einschätzungen derjenigen, die als erste die Idee eines neuen Kongresses hatten. Schauen wir also nach vorne und beteiligen wir uns möglichst zahlreich Mitte November und legen somit den Grundstein für das weitere strategische Vorgehen des FC St. Pauli für die kommenden Jahre…
Hier könnt Ihr Euch anmelden für den FC St. Pauli-Kongress 2023.